Sich Gott annähern

Für mich nicht mehr stupide und langweilig:
Wie ich den ‚Rosenkranz‘ bete

Dieses Gebet, das ich seit einigen Jahren vor allem in schlaf­losen Zeiten während der Nacht, aber gelegentlich auch mit einer Freundin per Telefon tagsüber gebetet habe, ist inspi­rie­render Teil meines religiösen Lebens. Wenn ich den Rosen­kranz bete, balle ich die Hände zu Fäusten und öffne sie nach und nach, Finger für Finger, zu den einzelnen Teilen der vorge­ge­benen Gebetsstruktur.

An Inten­sität hat mein Gebets­leben seit meinen letzten Berufs­jahren zugenommen. Ich habe viel gelesen, vorhan­denes Wissen früherer Zeit wieder hochgeholt und bin in einem ständigen Aufbe­reiten meiner Gedanken, Beobach­tungen, Eindrücke und Erfah­rungen. Daher ist mein Rosen­kranz­gebet kein festge­legter Wortablauf. Vielmehr variiere ich meine Vorstel­lungen und Formu­lie­rungen entspre­chend der situa­tiven Intuition.

Erst so konnte ich „den Rosen­kranz“ beten, der früher für mich eher abschre­ckend war: stupide und langweilig. Außerdem war Beten insgesamt für mich lange Zeit durch meine Beicht­er­fah­rungen vorbe­lastet. Das Beten einer bestimmten Anzahl von „Vater unser“ und „Gegrüßet seist Du Maria“ als Buße, also Strafe, empfand ich als verfehlt. Heute noch kostet es mich manchmal Überwindung, mit dem Beten zu beginnen.

P.S.

Als ich dieses Rosen­kranz­gebet meiner Schwester zu lesen gab, stieß ich auf Skepsis. Denn ich – ihr kleiner Bruder und Diplom-Volkswirt, der zwar getauft und gefirmt ist, aber kein Theologe und durch kein Weihe­sa­krament legiti­miert  – hatte sich da ja wohl etwas übernommen. Da sie in Kirchen­kreisen bestens vernetzt ist, hat sie den Text mit meinem Einver­ständnis zur Begut­achtung einem ihrer pries­ter­lichen Betreuer gegeben, ein promo­vierter Theologe und Priester.

Aus der an mich gerich­teten Antwort: „Ich kann Ihnen dazu sagen, …  ich halte es für einen sehr lesens­werten und inter­es­santen Text, mit dem Sie sicherlich manchem Mut machen werden. … Ich hoffe, dass er eine gute Verbreitung findet und vielen Menschen hilft, den Rosen­kranz besser zu beten.“

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