Kapitel 18
Das Fitness-Center eigener Lebensgestaltung: Selbstmanagement
Lebenstüchtig ist, wer sein Leben in eigener Regie gestalten kann. Dazu muss man sowohl seine geistigen Fähigkeiten wie auch seine charakterlichen Eigenschaften weiter entwickeln und ständig verbessern. Wie beim Schwimmen: Wenn man innehält, geht man unter. Oder beim Radfahren: Man stürzt. Wer sein Leben als selbstverständliche Vervollkommnung führt, gewinnt Freude, innere Ruhe und Gelassenheit. Denn er hat zu sich selbst gefunden.
Leben Sie fremdbestimmt?
Zu den häufigsten Ursachen mangelnder Arbeitsmotivation gehört ein Betriebsklima, das Fremdbestimmung, also Befehl und Gehorsam, zum Führungsstil erhoben hat. Zu einem solchen Führungsstil tragen Mitarbeiter bei, die zwar auf ihre fachliche Qualifikation achten, aber ansonsten meinen, in das Unternehmen, das sie beschäftigt, brauche man sich nicht weiter einzubringen. Welche Arbeitseinstellung halten Sie für richtig, welche für falsch?
Der Chef soll sagen, wo es lang geht.
Dafür ist er der Chef.
Ich bilde mir zu allem meine eigene Meinung. Von meinem
Vorgesetzten erwarte ich, dass er mich danach fragt.
Für meine Arbeit brauche
ich Selbständigkeit.
Man kann nicht über alles diskutieren.
Einer muss das Sagen haben.
Nicht nur die Arbeitswelt muss in ihren Abläufen organisiert werden, sondern auch das Privatleben. Was würden Sie sagen:
Es geht nicht ohne die Organisation
der Einkäufe, der Mahlzeiten,
des Saubermachens und so weiter, wenn man
ein Chaos vermeiden will.
Es kommt zu Missverständnissen und
Zerwürfnissen mit Partnern und Freunden,
wenn nicht ausreichend miteinander
geredet und Abmachungen getroffen werden.
Zuverlässigkeit und die
Übernahme
von Verantwortung sind
unerlässlich
für dauerhafte Beziehungen.
Wenn im Leben ein Mindestmaß an Organisation sowohl am Arbeitsplatz wie zuhause unerlässlich ist, wie beteiligen Sie sich daran?
Ich plane meine Hausarbeit und
spreche sie
mit den anderen Mitgliedern
des Haushalts ab.
Ich mache die Arbeiten, die ich
übernommen habe, zugegebenermaßen
erst dann, wenn sie sich
nicht länger aufschieben lassen.
Fehler und Versäumnisse kann ich
anderen gegenüber
nur schwer eingestehen.
Wir haben zuhause eine
festgelegte Arbeitsteilung.
Jeder macht seine Arbeit
zu einer bestimmten Zeit.
Haben Sie Nachholbedarf?
Welche beruflichen Chancen Sie in Ihrem Leben haben, hängt zu einem großen Teil von Ihrer Ausbildung ab. Viele merken erst als Erwachsene, dass sie im Beruf eher Aufstiegschancen hätten, die ihren Vorstellungen entsprechen, wenn sie die Schule nicht “geschmissen”, wenn sie ihre Lehre oder ihr Studium nicht abgebrochen hätten.
Wenn Sie aufgrund Ihrer zu geringen Ausbildung nicht den Job haben, den Sie sich wünschen, wo sehen Sie die Gründe dafür? Gehen Sie die nachfolgenden Aussagen durch und schreiben Sie rechts daneben, ob das “stimmt” oder “nicht stimmt”! Ergänzen Sie die Statements anschließend mit eigenen Statements!
Ich war in meiner Kindheit und Jugend
weitgehend mir selbst überlassen. Meine Eltern
waren beide berufstätig.
Die Mehrzahl meiner Lehrer hat keinerlei Lust
zum Lernen in mir geweckt.
Als Lehrling beziehungsweise Auszubildender
hat man mich nur ausgenutzt.
In meinem bisherigen Leben wurde ich
nur herumgeschubst, missachtet oder gar
abgelehnt.
Leider habe ich keine Freunde gehabt.
Welche Erfahrungen haben Sie mit sich gemacht?
Um seinen Platz im Leben zu finden, muss man wissen, was man will. Damit das realisierbar ist, muss man seine Begabungen und Fähigkeiten kennen. Aber wer weiß das schon? Viele Menschen kennen sich nur aufgrund der Reaktionen seitens anderer Menschen. Das sind zwar wichtige Informationen, die einem sagen, wie einen andere erleben. Aber wer nicht rumgeschubst werden will, der muss sich selbst entdecken, der muss herausfinden, was in ihm steckt. Um als junger Mensch Erfahrungen mit sich zu sammeln, sollte man in der Schule so gut sein, dass man noch Zeit hat,
- Sport zu betreiben und/oder
- ein Musikinstrument zu spielen und/oder
- selbständig organisierte Reisen zu machen und/oder
- mit kleinen Jobs eigenes Geld zu verdienen.
Das sollte man aus eigenem Antrieb tun und nicht, weil die Eltern einen dazu drängen. Mit spätestens 20 sollte man das Elternhaus verlassen, sonst wird es zum Hotel Mama.
Welche Erfahrungen haben Sie mit sich gemacht?
- Wenn mich etwas interessiert, kann ich sehr zielstrebig sein.
- Ich kann mich gut allein beschäftigen.
- Mir macht nur Spaß, was ich mit Freunden gemeinsam tun kann.
- Jede Art von Sport mache ich gerne.
- Sobald ich einen Zusammenhang durchschaut habe, suche ich eine neue Herausforderung.
Kennen Sie Ihre Stärken und Schwächen?
Eine hervorragende Methode, sich selbst zu erkennen, ist das Schreiben eines Tagebuchs. Einfach jeden Abend aufschreiben, was einem im Laufe des Tages widerfahren ist, welche Gedanken einem gekommen sind, wann man sich gut gefühlt hat, wann schlecht, was einem geglückt ist, was Freude bereitet hat. Wer Tagebuch schreibt, findet ganz von allein heraus, wo seine Stärken liegen, wo seine Schwächen, welche Begabungen er hat, und welche Handicaps, womit er sich gerne beschäftigt und womit er nicht zurecht kommt. Kapitel 9 dieses Buches: Dialog mit sich selbst, das Tagebuch.
Wenn man die Schule verlässt, hat man – wie schon viele vor einem – nur wenig Ahnung davon, welche Berufsmöglichkeiten man aufgrund seiner Begabungen und Fähigkeiten hat. Es hängt bei den meisten jungen Menschen dann eher von Zufälligkeiten ab, in welcher Richtung sie eine Ausbildung suchen. Die meisten stolpern mehr in die Welt, als dass sie zielstrebig eine Laufbahn einschlagen. Das kann zum Abbruch einer Ausbildung führen, wenn die notwendigen Voraussetzungen nicht vorhanden sind beziehungsweise nicht rechtzeitig entwickelt wurden.
Um nicht auf ein falsches Gleis zu geraten, wenn man unsicher ist, welche beruflichen Möglichkeiten man hat, ist es ratsam, einen Eignungstest zu machen. Psychologen haben mittlerweile Verfahren entwickelt, mit deren Hilfe man herausfinden kann, wozu man die geeigneten Voraussetzungen mitbringt. Das sollte man nutzen, bevor man beispielsweise ein Studium beginnt, das vor allem abstraktes Denken verlangt, obwohl man ein mehr praktisch veranlagter Typ ist.
Können Sie ausreichend gut lesen und schreiben? Wirklich?
Viele Menschen, die mit ihrem Leben unzufrieden und der Meinung sind, im Vergleich mit anderen Menschen zu kurz gekommen zu sein, werden ihr ganzes Leben lang unzufrieden bleiben, wenn sie nicht zu der Einsicht finden, dass sie sich selbst ändern müssen, bevor sich ihre Lebensumstände ändern. Um sich selbst ändern zu können, muss man ausreichend lesen und schreiben können. Diese in den ersten Schuljahren erworbenen Fähigkeiten muss man nutzen, und zwar unablässig.
Lesen ist nicht gleich Lesen. Um das, was man liest, bestmöglich für sich zu nutzen, muss man den Inhalt eines Textes intensiv ausschöpfen können. Wie das geht, können Sie unter “Aktives Lesen” nachlesen. Schreiben mit der Hand haben viele nach der Schulzeit verlernt. Um eine gewisse Ordnung in sein Tun und Handeln zu bekommen, ist es nützlich, diese Grundfähigkeit persönlichen Ausdrucks zu reaktivieren. Für Ihr Selbstmanagement brauchen Sie Ihre Handschrift!
Selbstmanagement beginnt mit Zeitplanung. “Nur wer Herr über die Verwendung seiner Zeit ist, hat die notwendige Freiheit, um seine Ziele zu erreichen. Erwachsen werden heißt, selbständig über seine Zeit verfügen. Selbständig sein heißt nicht, in den Tag hinein leben, sondern selbstverantwortlich entscheiden, wozu man seine Zeit nutzt.” Kapitel 5 dieses Buches: Der Einstieg ins Selbstmanagement: Zeitplanung.
Wie schätzen Sie sich ein?
Unterstreichen Sie in der folgenden Aufstellung gegensätzlicher Begriffe und Aussagen diejenigen, mit denen Sie sich selbst kennzeichnen wollen, und streichen Sie diejenigen durch, die nicht auf Sie zutreffen!
- Pechvogel oder Glückspilz,
- selbstbestimmt oder fremdbestimmt,
- satter Sklave oder freier Mensch,
- geregelte Arbeitszeit oder rund um die Uhr,
- keine Fragen stellen oder den Dingen auf den Grund gehen,
- dumm gelaufen oder besser vorbereiten,
- da kann man nichts machen oder das wäre doch gelacht,
- unzufriedener Nörgler oder lebensfroher Unternehmer,
- wagemutig oder risikoscheu.
Stellen Sie die neun Beschreibungen, die Sie unterstrichen haben, als Liste zusammen!
Welche Menschen gibt es, von denen Sie sagen würden: Die Leute kennen mich ziemlich gut. Wählen Sie drei davon aus! Notieren Sie mit “Ja” und mit “Nein” auf der Liste, wer von den Dreien nach Ihrer Vermutung den Formulierungen, die Sie sich zugeordnet haben, zustimmt und wer nicht.
Gehen Sie für jeden einzelnen der Drei die Liste durch! Und wo auf der Liste würde Ihr Chef “Ja” beziehungsweise “Nein” dahinter schreiben? Notieren Sie auch das! Und die Mehrheit Ihrer Kollegen? Wenn Sie in einer Partnerschaft leben, diskutieren Sie mit Ihrem Partner Ihre Liste und warum wer was – gemäß Ihren Mutmaßungen – mit “Ja” oder “Nein” gekennzeichnet hat.
Sind Sie ein freier Mensch?
Wer in seinem Leben zu möglichst viel Selbstbestimmung gelangen will, muss seine Entwicklungsmöglichkeiten realistisch einschätzen. Wenn die Karrieremöglichkeiten wegen mangelnder Qualifikationen eingeschränkt sind, muss man prüfen, welche Qualifikationen mit welchem Aufwand nachgeholt werden können.
Es gibt Arbeitsfelder, die ohne jeden Qualifikationsnachweis für jedermann zugänglich sind. Jeder kann Politiker oder Unternehmer werden. Allein der Erfolg bei den Wählern beziehungsweise den Käufern entscheidet! Und nicht Prüfungen, Diplome oder Zertifikate. Beispiel: Joschka Fischer. Oder Bill Gates.
Um sich selbst zu qualifizieren, muss man zu seinem eigenen Unternehmer werden. Als Ihr eigener Unternehmer müssen Sie sich zuhause Ihren persönlichen Arbeitsplatz schaffen. Heimwerker haben ihre Keller-Werkstatt, Freizeitkünstler ihr Atelier im ausgebauten Dachgeschoß und Hobbysammler zumindest einen Platz im Wohnzimmer.
Selbstmanagement entwickelt sich aus der Überzeugung, ein freier Mensch zu sein, der fähig ist, für sich und sein Schicksal die Verantwortung zu übernehmen. Lebenstüchtigkeit muss jedoch bewiesen werden, und zwar ständig: auf Märkten. Der wichtigste Markt ist der Arbeitsmarkt.
Glauben Sie den Gerechtigkeitsversprechen von Politikern?
Auf Märkten geht es vielleicht fair zu, nicht unbedingt gerecht. Das ruft immer wieder Politiker auf den Plan, die mit Staatsmacht Gerechtigkeit herstellen wollen. Statt Rahmenbestimmungen zu schaffen, die jedem bei genügend eigener Anstrengung eine Chance geben, wird meist überreguliert, das Marktgeschehen blockiert oder gar der Markt abgeschafft.
Das mag eine Weile diejenigen begünstigen, die sich vorher benachteiligt sahen, aber auf Dauer setzen sich die Marktprozesse immer durch. Es entstehen dann eben illegale Märkte, Schwarzmärkte. Das Geschehen, vor allem Innovationen und Investitionen, verlagern sich ins Ausland. Es kommt zu Engpässen und zu Mangelerscheinungen, beispielsweise fehlen irgendwann produktive Arbeitsplätze. Der real praktizierte Sozialismus hat das alles demonstriert.
Sich auf Märkten zu behaupten und nicht als Mündel von Politikern zu leben, die ständig Gerechtigkeit versprechen und Unfreiheit schaffen – das kennzeichnet den selbstbewussten und aus eigener Kraft lebensfähigen Menschen. Eine marktfähige Lebenseinstellung haben heißt: das Geschehen um sich herum als Marktgeschehen zu verstehen.
Das Sie beschäftigende Unternehmen müssen Sie als Ihren Markt begreifen, auf dem Sie mit Leistung überzeugen! Ihre Begabungen und Fähigkeiten werden gebraucht. Deshalb hat man Sie eingestellt. Alles, was Sie tun, um Ihre Begabungen und Fähigkeiten intensiver zu nutzen und weiter zu steigern, verbessert Ihre Marktposition. Aber den Markt, auf dem Sie etwas anzubieten haben, sollten Sie über Ihr Unternehmen hinausreichend sehen.
Jeder Unternehmer weiß, dass er ständig investieren muss, wenn er gegenüber der Konkurrenz nicht zurückfallen will. Das gilt für Sie als Ihr eigener Unternehmer genauso. Sie müssen sich fachlich und persönlich permanent höher qualifizieren, wenn Sie nicht wollen, dass Ihnen auf dem Arbeitsmarkt andere vorgezogen werden. Man muss Zeit und Geld in sich investieren – wie eben ein Unternehmer.
Wollen Sie Ihr eigener Unternehmer sein?
Ihr Ausgangskapital ist Ihre Ausbildung. Selbst wenn Sie ein Studium absolviert haben, können Sie nicht die Beine hoch legen und sagen, jetzt bin ich bis zu meiner Pensionierung ein stets begehrter Mitarbeiter. Sie müssen den Arbeitsmarkt für Akademiker Ihres Ausbildungszweigs im Auge behalten. Zwar liegt die Arbeitslosenquote für Hochschulabsolventen unter der allgemeinen Arbeitslosenquote, aber wenn Sie nicht aufpassen und zumindest sich fit halten, können Sie eines Tages doch zu den Arbeitslosen gehören.
Märkte, die wie im Sport von den Regeln der Fairness und von Leistungswettbewerb bei gleichen Startbedingungen für alle bestimmt werden, geben jedem Teilnehmer eine gerechte Chance. Schwarze Schafe gibt es immer und überall. Ganz abdrängen kann man sie nicht. Wer das über die Staatsmacht zu bewerkstelligen versucht, führt nicht in eine paradiesische Gesellschaft, sondern in die Diktatur und den Bankrott, wie das Beispiel des Kommunismus zuletzt gezeigt hat. Wofür stehen Sie?
Der Staat soll die Preise festsetzen. Niemand
kann dann übervorteilt werden.
Wenn die Gewerkschaften Löhne und Gehälter
erzwingen, die über der Produktivität liegen, ist das in Ordnung.
Der Staat soll für einfache und klare Rahmenbedingungen
und deren Einhaltung sorgen.
Jeder ist seines Glückes Schmied. Den Fürsorgestaat lehne ich ab.
Ich will mein eigener Unternehmer sein.