Kapitel 15
Nicht davon träumen, sondern
damit zurecht kommen: Geld
Beim Geld hört der Spaß auf, heißt es. Und in der Tat: Wer mit Geld nicht umgehen kann, bringt sich und andere in Versuchung, beschwört Gefahren herauf. Es kommt zu Streit, Abhängigkeiten, Hartherzigkeit, Neid, Lüge, Armut, Hass, Machtmissbrauch, Verschwendung, Bestechlichkeit und anderem. Zur Lebenstüchtigkeit gehört, nicht nur Geld verdienen zu können, sondern es auch verantwortungsvoll zu verwenden.
Lassen Sie sich nicht bevormunden!
Die vornehme Devise lautet: Man redet nicht darüber, man hat es. Was? Geld! Die meisten Menschen bewegt indes: Wie bekommt man es? In der Regel durch Arbeit. Aber wer kann schon sagen, was die eine oder andere Arbeit in Geld ausgedrückt wert ist?
In weiten Bereichen der Wirtschaft wird das Arbeitsentgelt in Tarifverhandlungen festgelegt. Es ist Ergebnis eines Machtkampfes. Viele haben dabei in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts die vorteilhafte Erfahrung gemacht, dass die Arbeitszeit immer kürzer wurde, aber der Lohn ständig stieg. Gezahlt wurde und wird auch für Zeiten, in denen gar nicht gearbeitet wird, und Zeiten, die es gar nicht gibt (13. Monatsgehalt). “Soziale Errungenschaften” wird das von Verfechtern dieser Lohnentwicklung genannt.
Während die einzelne Arbeitsleistung mehr oder weniger konstant bleibt, scheint die Variable “Entlohnung” nur eine Richtung zu kennen: nach oben. Dadurch ist es im Laufe der Jahre dahin gekommen, dass diejenigen, die einen Arbeitsplatz haben, zwar immer höhere Löhne beziehungsweise Gehälter beziehen, andererseits aber immer mehr Menschen mit nur geringer Qualifikation und Arbeitsbereitschaft ohne Arbeitsplatz sind.
Märkte können zwar durch Regierungen, Monopolisten und Kartelle in ihren Funktionen erheblich gestört werden, aber ausschalten lassen sie sich auf Dauer nicht. Das ist selbst totalitären Staaten nicht gelungen. Wer Märkte konterkariert, schafft daher nicht mehr, sondern eher weniger Gerechtigkeit. Das gilt auch für den Arbeitsmarkt.
Das Ergebnis des “Vormundschaftssystems” ist der weit verbreitete Glaube, dass Arbeit und Geld nichts miteinander zu tun haben, dass die Produktivität der Arbeit keinen Einfluss auf das Einkommen hat. Im Unterschied zu dieser Einstellung wird das eigene Einkommen jedoch stets in Verbindung mit dem Einkommen der Kollegen gebracht.
Die Einschätzung der eigenen Arbeitsleistung und ihre Entlohnung wird mit der Einschätzung der Arbeit und Entlohnung des Kollegen verglichen. Daraus abgeleitet wird dann, ob man sich gerecht oder ungerecht entlohnt fühlt.
Die subjektive Einschätzung von Arbeitsleistung und Entlohnung seitens der Mitarbeiter kann für die Firmenleitung zum Problem werden, wenn es ihr nicht gelingt, ihre Kriterien der Arbeitsbewertung glaubwürdig und überzeugend zu kommunizieren.
Der Umgang mit Geld muss gelernt werden
Die Zuteilung von Einkommen zusammen mit den Abzügen zum Zweck der Umverteilung und Zwangsvorsorge hat dazu geführt, dass viele Menschen ihre Spielräume für ein direktes Erleben von persönlicher Leistung und Einkommen in der unternehmerischen Nebentätigkeit suchen. Hier funktioniert die Bewertung von Leistung im Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage, es ist möglich zu erfahren, was meine Arbeit anderen Menschen wert ist, wie viel Schweiß nötig ist, um etwas dafür zu bekommen.
Die Schattenwirtschaft ist nicht ausschließlich die kriminelle Aktivität abartiger Zeitgenossen, sondern bei unternehmerischen Menschen die Reaktion auf willkürliche Bevormundung und das Abkassieren durch den Staat.
Doch der unternehmerische Umgang mit Geld ist den meisten Menschen fremd. Obwohl alle von Gewinn und Verlust der beschäftigenden Unternehmen abhängen. Die Verfechter sozialistischer Reformen verteufeln unentwegt Unternehmer und ihren Profit. Sie fordern „Soziale Gerechtigkeit“. So konnte sich bei vielen Menschen die Meinung festfressen, Profit sei etwas Verwerfliches. Was Kapital und unternehmerisches Handeln, insbesondere aufgrund des technologischen Fortschritts, für den Wirtschaftsprozess bedeuten, wie es zu steuern und produktiv zu nutzen ist, darüber klärt kaum jemand auf.
Es ist eigentümlich: Die Mehrheit der Bildungspolitiker versucht, in immer länger dauernden Ausbildungsgängen die nachwachsende Generation lebenstüchtig zu machen, nur den Umgang mit Geld bringt den jungen Leuten niemand bei. Eltern und Staat finanzieren ihnen Leben und Lernen.
Manche Eltern geben Geld nicht nur als Taschengeld, sondern auch als Leistungsanreiz: für gute Schulnoten, für Rasenmähen oder Autowaschen. Eine erzieherische Fehlleistung. Denn Arbeit, insbesondere in einer Familiengemeinschaft, hat nichts mit “Erwerbsarbeit” zu tun.
Ein junger Mensch kann bei solchen Erziehungsmethoden nicht unterscheiden lernen, welchen Sinn Arbeit im verschiedenen Miteinander der Menschen hat. Arbeiten, um damit Geld zu verdienen, ist zu unterscheiden von der Arbeit, die unentgeltlich als Dienst für die Gemeinschaft erbracht wird, von ehrenamtlicher Arbeit.
Darüber hinaus: Wer sagt den Heranwachsenden, dass Geld nur ein Instrument ist, das den Tausch von Gütern und Dienstleistungen möglich macht? Wer sagt ihnen, dass vor dem Konsumieren das Produzieren steht, dass erst ein Einkommen geschaffen werden muss, bevor ausgegeben werden kann? Wer sagt ihnen, dass erst der unternehmerische Umgang mit Kapital all die schönen Dinge entstehen lässt, die das Leben erträglich bis angenehm sein lassen? Wer sagt ihnen, dass der Umgang mit Geld auch moralischen Ansprüchen genügen muss, dass Geiz wie Verschwendung keinen vertretbaren Umgang mit Geld bedeuten?
Geld hat mit Charakter zu tun
Wie jemand sein Geld verwendet, hat mit seinem Charakter und seiner Lebenseinstellung zu tun. Wer in den Tag hineinlebt, wird mit seinen Mitteln kaum haushälterisch umgehen. Menschen, die leicht zu beeinflussen sind, können zu unnützen Käufen animiert werden. Ist jemand vorsichtig oder gar ängstlich, wird er eher dazu neigen, seine Barschaft beisammen zu halten. Leute, die ihr Selbstbewusstsein von den Gütern abhängig machen, die sie sich leisten können, machen ihr Geld zu Statussymbolen.
Nur wenige Menschen legen Rechenschaft darüber ab, wie sie mit den Geldern umgehen, die ihnen zufließen. Manche Männer geben ihr Geld einfach zu Hause ab und überlassen es ihren Frauen, damit den Haushalt zu finanzieren. Für sie reicht es, Geld zu verdienen und versorgt zu sein. Für den sonntäglichen Frühschoppen reicht ein Taschengeld.
Es gab schon immer Gemeinschaften, die das Einkommen ihrer Mitglieder vergemeinschaften. In diesen Gemeinschaften müssen sich die einzelnen Mitglieder nicht darum kümmern, ihren Lebensstil zu bezahlen. Sie arbeiten und die Gemeinschaft erhält ihr Einkommen. Im Gegenzug werden sie ernährt, bekleidet und haben ein Dach über dem Kopf. Da einige mehr beitragen, als sie zum Leben brauchen, können sie die Kosten ausgleichen, die dadurch entstehen, dass andere Mitglieder unbezahlte Arbeit leisten.
Die meist ideellen Beweggründe, die zu einem Eintritt in solche Gemeinschaften bewegen, bringen es mit sich, dass die Mehrzahl der Mitglieder von finanziellen Entscheidungen gemäß ihrer geldabgewandten Einstellung befreit ist. Der Umgang mit dem Mammon ist Experten übertragen. Die befreiende Armut, die der einzelne genießt, bedeutet nicht, dass die Gemeinschaft als solche auch arm ist. Es gibt reiche Kloster-Gemeinschaften.
In unserer Gesellschaft schafft nur eine Minderheit durch ihren unternehmerischen Umgang mit Geld, für die doppelseitigen Voraussetzungen des Wirtschaftsprozesses zu sorgen: Einkommen für die Mitarbeiter und für die Kunden Güter/Dienstleistungen. Alle Versuche, das Modell idealistischer Lebensgemeinschaften unter den Parolen von Gleichheit und Gerechtigkeit zum Gesellschaftsmodell für alle zu machen, sind gescheitert.
Nach diesen Erfahrungen müssten Unternehmer eigentlich hohes gesellschaftliches Ansehen genießen. Tun sie aber nicht. Sie werden angefeindet mit dem Vorwurf, keine soziale Gerechtigkeit zu schaffen.
Kennen Sie Ihre Lebenshaltungskosten?
Menschen, die sich von “Vormündern” in Geldangelegenheiten befreien wollen, die unabhängig werden wollen von denen, die ihnen ihr Einkommen diktieren wollen, die wissen wollen, wie viel ihre Arbeit wert ist, müssen sich mit dem Zweck und der Funktion von Geld auseinandersetzen.
Ein lehrreicher Anfang ist die konsequente Erfassung aller Ausgaben für den Lebensunterhalt:
- Wie viel gebe ich aus für Lebensmittel?
- Wie viel für Kleidung?
- Was kostet das Wohnen, das Heizen?
- Was kostet das Auto?
- Wie viel wird für Versicherungen bezahlt?
- Was kostet der Urlaub?
- Wie viel wird ausgegeben für Anschaffungen?
- Wie viel geht für Hobbies drauf? Und, und, und.
Haben Sie das alles schon einmal über längere Zeit hin erfasst? In Blöcken zusammengestellt, nach Prioritäten beurteilt und den Einnahmen gegenübergestellt? Ein solches Vorgehen ist der erste Schritt, um den Umgang mit Geld einer mehr rationalen Verhaltensweise anzunähern. Beteiligt werden alle, beispielsweise einer Wohngemeinschaft, die an den Ausgaben beteiligt sind und aus denselben finanziellen Quellen schöpfen.
Aus der Analyse und Bewertung der Ausgaben ergeben sich die Ansatzpunkte für den planerischen Einsatz von Geld:
- Welche Beträge werden wann fällig?
- Haben Sie sich vor dem Geldausgeben genügend informiert, um sicher zu gehen, auch einen angemessenen Waren- oder Dienstleistungswert als Gegenleistung zu erhalten?
- Über welche Ausgaben kann welches Gruppenmitglied selbst entscheiden, welche muss es mit den anderen abstimmen? etc.
Der Umgang mit Geld in einer Gruppe provoziert eine Vielzahl von Anlässen, um über Bedürfnisse und Wünsche, aber auch über Opfer und Werte zu diskutieren. Alle finanziellen Angelegenheiten an ein Gruppenmitglied zu delegieren, hat nur den Vorteil, dass es die anderen von der Beschäftigung mit Geldproblemen entlastet. Aber in der Regel legt das den Grundstein für Misstrauen und Streit. Diese Situation lässt sich bei einer offenen Haushaltsführung, an der alle beteiligt sind, vermeiden.
Wie Sie sich Freiraum für Ihre Lebensplanung schaffen
Wenn Sie ein Einkommen haben, das Ihren allgemeinen Bedarf ausreichend deckt, müssen Sie entscheiden, wie viel Sie ausgeben und wie viel Sie sparen wollen. Der richtige Umgang mit Geld beginnt, wenn Sie anfangen, Rücklagen zu bilden. Wenn Sie es schaffen, ein kleines Vermögen anzusparen, sind Sie unabhängiger und haben weniger Sorgen um die Zukunft.
Dadurch verringert sich die Notwendigkeit, ständig erwerbstätig sein zu müssen, wenn Geld zur Überbrückung von Übergangszeiten, z. B. bei einem Jobwechsel, vorhanden ist. Sie können den Weg in die berufliche Selbstständigkeit einschlagen, wenn Sie etwas Kapital angespart haben. Ersparnisse helfen Ihnen in Notsituationen. Es ist leichtsinnig, nicht für die Risiken des Lebens vorzusorgen.
Das Ansparen von Vorsorgekapital setzt Klarheit darüber voraus, welche Risiken in welcher Höhe durch Zwangsmaßnahmen des Staates abgedeckt sind. Liegen dazu einigermaßen zuverlässige Zahlen für den jeweiligen Zeitpunkt des eventuellen Risikofalles vor, kann entschieden werden, was an eigener Ersparnisbildung hinzukommen sollte.
Die Umsetzung der Ziele in Sachen Vermögensbildung geht nur in Zusammenarbeit mit entsprechend kompetenten Dienstleistern. Wie kompetent die sind, findet der heraus, der selbst einigermaßen kundig in Sachen Geldgeschäfte und Geldanlagen ist. Sich da voller Vertrauen auf andere und deren Rat zu verlassen, kann zwar gut gehen, aber auch zu bitteren Erfahrungen und dem Verlust von Geld führen.
Wer also das Risiko unzulänglicher Beratung vermeiden will, muss sich zu einem kompetenten Partner derer machen, die beim Erreichen der Vermögensziele helfen. Dabei lässt sich die Konkurrenz nutzen, die unter den Anbietern von Gelddienstleistungen herrscht, um vergleichen zu können und dann herauszufinden, wessen Angebote und Leistungen in Frage kommen.
Werden Sie im Umgang mit Geld Ihrer Verantwortung gerecht!
Ein Motiv zur Vermögensbildung ist seit jeher, nicht nur seine eigenen Lebensrisiken abzusichern und sich einen Lebensstandard dauerhaft leisten zu können, der den persönlichen Vorstellungen entspricht, sondern der Familie, der Lebensgemeinschaft, den nachfolgenden Generationen eine Lebensbasis zu schaffen.
Zu den Zeiten, als Unternehmer sich noch wie Patriarchen verantwortlich für ihre Familie ebenso wie für das Personal fühlten, war das ein sie bestimmendes Handlungsmotiv. Heute hat die Individualisierung der Lebensgestaltung und die Sozialisierung von Lebensrisiken die Übernahme materieller Verantwortung für andere Menschen in den Hintergrund geschoben.
Dennoch bleibt für alle, die Vermögen haben – sei es zur eigenen Absicherung, zum Erhalt der gewohnten Lebensverhältnisse im Alter oder als Lebensbasis der Familie, in der nicht alle einer Erwerbsarbeit nachgehen –, die Frage nach der Verwendung nicht nur zu ihren Lebzeiten, sondern auch im Falle ihres Ablebens. Zum rechten Umgang mit Geld gehört daher auch die Regelung des Erbfalles. Denn Vermögen ist kein Spielgeld. Vermögen braucht eine moralische Rechtfertigung. Es sollte kein Unfrieden damit gestiftet werden.
Geld, Vermögen und der Umgang damit wird von manchen als schnöder Materialismus abgetan, von anderen als Mittel im Kampf um Macht und Ansehen eingesetzt und von wieder anderen als Lotterie gespielt. Viel Unheil ließe sich vermeiden, wenn mehr Menschen sich mit sachkundiger Verantwortung um ihre Geldgeschäfte kümmern würden.