Kapitel 22
Womit Sie sich ständig Zukunftschancen
eröffnen: Kreativität
Wer Kreativität zur Quelle seines Lebens macht, gewinnt Ideenreichtum, Wagemut, Zuversicht, die Freiheit und die Freude unternehmerischen Handelns. Doch das ist nicht ohne Anstrengung zu haben. Die uns von Natur aus gegebene, aber durch Erziehung oft ramponierte Kreativität muss entwickelt, durch ständiges Üben erhalten und verbessert werden.
Neugierig und erfinderisch
Als Kind lernt man durch Beobachten, Nachahmen und Probieren. Für Kinder verantwortliche Erwachsene versuchen durch Erziehung, den Nachwuchs mit der Welt vertraut zu machen und die kindliche Neugier nicht zur Gefahr werden zu lassen. Grenzen werden gesetzt, Verbote ausgesprochen. Darunter leidet die von Natur aus im Menschen angelegte Kreativität.
Der Umgang der Erwachsenen mit Kindern geht von den Vorstellungen, dem Wissen und den Erfahrungen aus, die in ihrer Gesellschaft präsent sind. In den liberalen Gesellschaften ist das sehr unterschiedlich. Auch ist die Fähigkeit der Erwachsenen, sich auf Kinder einzustellen, sich in sie hinein zu versetzen, sehr verschieden ausgeprägt.
Manche Erwachsene können mit Kindern nur ungenügend umgehen, behandeln sie wie kleine Erwachsene und überfordern sie deshalb. Andere sind mit sich und mit ihrem Umfeld derart intensiv beschäftigt, dass ihnen Kinder lästig fallen. Um diese Last möglichst klein zu halten, erziehen sie im Befehlston, die Kinder sollen parieren.
Als Kinder und Jugendliche erfahren wir alle durch die uns umgebende Erwachsenenwelt Schädigungen. So wie die Erwachsenen als Kinder und Jugendliche auch geschädigt wurden. Niemand wird ohne Erziehungsfehler groß. Dennoch sollten wir dankbar gegenüber denen sein, die uns in diese Welt hineingeführt haben.
Denn durch sie haben wir trotz allem einen Grad der Lebenstüchtigkeit erlangt, der uns die Chance zur Selbstentwicklung als Erwachsene gibt. Aber von dieser Chance müssen wir auch Gebrauch machen. Dabei ist Kreativität wie ein Leben spendender Sprudel. Wenn diese Quelle verschüttet worden ist, sollten wir sie unbedingt wieder frei legen und fließen lassen.
Die Welt ist voller Unzulänglichkeiten, an denen man zu leiden hat, über die man sich ärgert. Aber genau diese tausend und mehr Unzulänglichkeiten geben jedem von uns die Chance, mit Kreativität Aufgaben und Probleme zu lösen. Wäre die Welt, wären wir Menschen vollkommen, brauchten wir keine Kreativität. Da dem nicht so ist, hängen wir seit Adam und Eva und deren Vertreibung aus dem Paradies von unserem Erfindergeist ab – im Guten wie im Bösen.
Alles musste erfunden werden. So haben sich unsere Zivilisationen und so haben sich die Kulturen entwickelt. Eine Generation baut auf den Erfindungen der vorangegangenen auf. In den aktuellen Stand der Entwicklung werden wir hineingeboren.
Tradition und Fortschritt
Um sein Leben schöpferisch zu gestalten, muss man zu einer unternehmerischen Lebenseinstellung finden. Das heißt, sich das Folgende zur Angewohnheit machen:
- Den Dingen auf den Grund gehen!
- Allem Neuen gegenüber unbefangen sein!
- Nicht alles für selbstverständlich halten!
- Verbesserungsmöglichkeiten erkennen!
- In Zusammenhängen denken!
Schreiben Sie über jeden dieser fünf Punkte alles auf, was Ihnen dazu einfällt! Geben Sie sich eine Antwort auf die Frage, warum der jeweilige Punkt für eine kreative Lebenseinstellung von Bedeutung ist! Schreiben Sie dann einem jungen Menschen einen Brief, in dem Sie ihm nüchtern und sachlich darstellen, warum es von großem Nutzen ist, sein Leben unternehmerisch anzupacken!
Bei aller Kreativität ist es indes nicht sinnvoll, die Welt neu erfinden zu wollen. Verbessern! Im Sturm und Drang seiner Jugend neigt manch einer dazu, alles auf den Kopf zu stellen, alles anders machen zu wollen als die Erwachsenen. Wenn es der Emanzipation dient – warum nicht?
Aber als Erwachsener sollte man schnell zu der Einsicht kommen, dass Tradition und Fortschritt zusammen gehören. Denn ohne Verankerung in der Tradition gerät man schnell in die Orientierungslosigkeit und vagabundiert heimatlos umher – wie ein Schiff ohne Hafen. Beim Fortschreiten in die Ungewissheit der Zukunft brauchen wir den Halt der Tradition. Ohne Kenntnis der Vorgeschichte wird Zukunftsgestaltung zum Glücksspiel. Das sollte man ganz persönlich auf sich anwenden:
- Wo komme ich her?
- Womit identifiziere ich mich?
- Wie verstehe ich mich?
- Woran orientiere ich mich?
- Wo will ich hin?
Geben Sie sich auf diese fünf Fragen ausführlich Antwort!
Richten Sie sich eine Ideenwerkstatt ein!
Es ist ein Irrtum, unter Ideen nur Geistesblitze zu verstehen. Zwar kommen Ideen meist unverhofft und leider nur selten in just dem Augenblick, in dem wir sie brauchen, aber wenn Sie ihnen den Boden nicht bereiten, kommen sie gar nicht. Und den Boden bereiten Sie, indem Sie sich eine Ideenwerkstatt einrichten.
Als Werkzeug Ihres Ideenlebens brauchen Sie Zettel, die an festen Punkten Ihres Umfelds bereit liegen. Denn jede Idee, die Ihnen kommt, müssen Sie so bald wie möglich notieren. Kritiklos. So, wie Sie Ihnen in den Sinn kommt. Und deshalb müssen Zettel und Kuli sich geradezu überall aufdrängen. Sonst vergessen Sie Ihre Idee wieder! Und das hat zur Folge, dass Ihnen schon bald keine Ideen mehr kommen.
Ihr Unterbewusstsein liefert Ihnen nur dann Einfälle, wenn Sie diese auch aufgreifen. Das ist wie mit allem, was Sie tun: Was nicht zu Ihrer ständigen Lebensweise, zu Ihrer ständigen Übung gehört, verkümmert, verliert sich, ist im Bedarfsfall nicht vorhanden. Es muss erst mühsam verfügbar gemacht werden. Denken Sie an Sprachen, die Sie nicht benutzen, oder Sportarten, die Sie nicht mehr ausüben: Sie können nur noch sagen, konnte ich mal.
Die Ideenzettel sammeln Sie in einer Ideenschachtel. Dort wählen Sie immer wieder Ideen aus, die Sie nicht sofort einer Aufgabe oder einem aktuellen Problem zuordnen. Benutzen Sie diese Ideen für Ihr Kreativtraining nach der Methode “assoziieren und differenzieren”.
In einem ersten Arbeitsschritt öffnen Sie Ihren Fundus an Wissen und persönlichen Erfahrungen:
- Schreiben Sie zu der ausgewählten Idee alle Stichworte auf, die Ihnen einfallen.
- Schreiben Sie zu jedem Stichwort alle Fragen, die Ihnen zu diesem Stichwort in den Sinn kommen.
- Schreiben Sie zu jeder Frage alle möglichen Antworten auf.
- Stellen Sie fest, zu welchem Stichwort Sie noch Informationsbedarf haben. Schreiben Sie dazu, wo Sie die notwendigen Informationen suchen wollen.
Wenn Ihnen während des Schreibens neue Stichworte einfallen, schreiben Sie diese ebenfalls auf. Kommen Ihnen zusätzliche Fragen und Antworten zu den einzelnen Stichworten: immer an die entsprechende Stelle dazuschreiben. Sie können beliebig hin und her springen.
Sie können auch kleine Zeichnungen, Symbole, Abkürzungen etc. für Ihr Brainstorming benutzen. Nach und nach werden Sie mehr oder weniger alle wichtigen Fakten, Daten, Meinungen, Vorstellungen, Argumente usw. zu Ihrer Idee gesammelt haben. Je unübersichtlicher Ihre Blätter am Ende aussehen, umso besser war dieser erste Arbeitsschritt!
In einem zweiten Arbeitsschritt ergänzen und präzisieren Sie die notierten Gedanken und Erfahrungen.
Wenn Ihnen nach einer Pause des Nachdenkens nichts mehr zum Thema einfällt, nehmen Sie ein neues großes Blatt und schreiben Sie alles neu und sauber, präzise formuliert und mit viel Luft dazwischen nochmal auf. Dabei werden Ihnen wieder neue Gedanken kommen – auch diese an der passenden Stelle dazwischen schreiben.
Wenn die Ausarbeitung erneut unübersichtlich wird, nochmal alles sauber und noch präziser formuliert aufschreiben. Wenn Ihnen Einfälle kommen, die sich nicht auf Anhieb zuordnen lassen, diese auf einem gesonderten Blatt notieren.
Im dritten Arbeitsschritt werden die Zusammenhänge sichtbar gemacht. Gehen Sie dazu Ihre gesamten Aufzeichnungen durch und markieren Sie alles, was unmittelbar zusammengehört. Kennzeichnen Sie die Zusammengehörigkeit durch verbindende Linien.
Nach dem Sammeln und Zuordnen dienen die weiteren Arbeitsschritte dem Strukturieren und Differenzieren. Die Methode dazu ist Mindmapping.
Im vierten Arbeitsschritt schreiben Sie Ihre Idee in die Mitte eines neuen großen Blattes und schreiben Sie die zusammengehörenden Stichworte mit einem jeweils zusammenfassenden Stichwort im Kreis um das Thema herum. Ihre gesamten Notizen ordnen Sie als Knotenpunkte und Verästelungen um das jeweilige Stichwort.
Wenn diese Mindmap aussieht wie ein Stadtplan mit City und darum herum liegenden einzelnen Stadtteilen ist die Arbeit ok.
Im fünften Arbeitsschritt werden stimmige Strukturen hergestellt. Dazu überprüfen, korrigieren und ergänzen Sie die “Stadtteile”, “Plätze” und “Straßen” so lange, bis alles in einem sinnvollen Zusammenhang steht.
Im sechsten und letzten Arbeitsschritt sorgen Sie erneut für Übersichtlichkeit und für die klare Darstellung der Zusammenhänge: Sobald die Mindmap überbordet, teilen Sie den Stoff auf mehrere Mindmaps auf. Über Mindmapping gibt es Literatur, die zu Rate gezogen werden kann. Nach einiger Übung findet man schnell zu seinem eigenen System.
Trainieren Sie zielgerichtete Gedankenflexibilität!
Ideen kommen einem zu bestimmten Aufgaben und Problemen, wenn man sich mit diesen ausführlich und umfassend auseinandergesetzt hat. Es gilt der Satz: Man kann nur das finden, wovon man eine ungefähre Vorstellung hat. Hat man keine Vorstellung, dann ist es unmöglich, eine Idee als Lösung eines Problems zu erkennen; es sei denn, man stolpert drüber.
Das aber ist selten. Denn passgenaue Lösungen, die nicht mehr aufbereitet werden müssen, finden sich kaum. Meistens ist nur der Ansatzpunkt sichtbar, von dem aus eine Idee erarbeitet werden muss. Kreativität ist ein Prozess, kein Goldklumpen, den man nur aufzuheben braucht.
Ideen ausarbeiten will gelernt sein. Dazu sind Sprachübungen bestens geeignet. Durch sie lassen sich Gedanken unmittelbar und stark beeinflussen.
Wer im Kopf so flexibel ist, dass er
- in Zeit- und Raumverschiebungen,
- in Variationen,
- in der Sichtweise anderer Menschen,
- in Optionen,
- in verschiedenen Perspektiven,
- in Gegensätzen,
- in unterschiedlichen Größenordnungen,
- in Zusammenhängen
denken kann, der kann Ideen
- so drehen und wenden,
- so ergänzen und ausbauen,
- so zentrieren und reduzieren,
- so konkretisieren und präzisieren,
- so zurecht rücken und platzieren,
- so strukturieren und in Pläne fassen,
dass sie schließlich in Projektform gefasst werden können.
Das lässt sich mit Hilfe von Sprache üben. Man erreicht Gedankenflexibilität. Weitere Übungen sind:
- Collagen kleben,
- mit Gedanken spielen,
- eine Story schreiben,
- Skulpturen machen.
Wie Sie Ihre kreativen Fähigkeiten entwickeln
Collagen
Suchen Sie sich ein Thema! (Urlaub, Kinder, Büro, Umweltschutz, Mode, Wasser) Blättern Sie Illustrierte durch und schneiden Sie alle Fotos aus, die in irgendeiner Weise mit Ihrem Thema in Zusammenhang gebracht werden können. Wenn Sie etwa 30 Fotos beisammen haben, legen Sie die Motive, die Ihnen am besten gefallen zusammen – etwa zehn bis zwölf. Legen Sie sie so zusammen, dass sie gut zusammen passen, ein Gesamtbild zu Ihrem Thema bilden. Überlegen Sie dann, was Sie sagen würden, wenn Sie einer anderen Person erklären wollen, was diese Collage ausdrückt.
Gedankenspiele
Suchen Sie sich ein Problemgebiet, das außerhalb Ihres Einflussbereichs liegt! Beispielsweise das Schulsystem oder die Müllentsorgung. Machen Sie sich die Unzulänglichkeiten des Systems bewusst, seine Probleme. Lassen Sie dabei keinen Ärger in sich aufsteigen, sondern analysieren Sie ganz nüchtern und distanziert.
Suchen Sie sich dazu ein angenehmes Plätzchen, schließen Sie die Augen und überlegen Sie, was Sie ändern würden, wenn Sie die Macht dazu hätten, damit das System besser funktioniert. Werden Sie bei Ihren Überlegungen ganz konkret und formulieren Sie ein Lösungskonzept.
Story
Holen Sie aus Ihren Fotoalben ein Dutzend Bilder heraus! Legen Sie die Fotos so in eine Reihenfolge, dass Sie anhand der Motive eine zusammenhängende Geschichte erfinden können, beispielsweise eine Kriminalgeschichte oder eine Liebesgeschichte oder eine Abenteuerstory. Erzählen Sie Ihre Geschichte einer Person Ihres Umfelds.
Skulpturen
Der Schweizer Künstler Tinguely hat Skulpturen geschaffen, die man als Maschinen ohne Nutzen bezeichnen könnte. Versuchen Sie, ihm nachzueifern! Suchen Sie sich dazu Einzelteile, indem Sie beschädigte oder ausrangierte Geräte und Maschinen auseinander montieren. Wenn Sie 30 bis 50 Teile beisammen haben, basteln Sie daraus eine Figur, in der man mit einiger Phantasie einen Menschen, ein Tier oder sonst etwas erkennen kann.
Auf Ihr Selbstverständnis und Ihren Übungsfleiß kommt es an!
“Kreative Lebenseinstellung” heißt:
- Sehen Sie sich nicht als einen fertigen Menschen an, sondern als lernfähige und verbesserungsbedürftige Person!
- Leiden Sie nicht an Ihren Unzulänglichkeiten, sondern erkennen Sie die Möglichkeiten, sie mit Kreativität zu überwinden!
- Beobachten Sie aus wohlwollender Distanz Ihr Lebensumfeld!
- Behalten Sie die Zusammenhänge im Auge, durchschauen Sie ihre Komplexität!
- Ärgern Sie sich nicht, sondern überlegen Sie, wo und wie Sie mit Ideen sinnvoll eingreifen können!
Machen Sie sich in den Problemen, die Ihre Angelegenheiten betreffen, zum Experten! Nur wer präzise weiß, worum es sich bei einer Sache handelt, welche Vorgeschichte sie hat und was bewirkt werden soll, hat den Boden für zielführende Ideen bereitet.
Pflegen Sie Ihr kreatives Denken! Jeder Mensch ist mit Kreativpotential ausgestattet. Ihren Ideenreichtum entdecken Sie, wenn Sie durch Training Ihr Denken aus den gewohnten Bahnen herausholen und zu geistiger Flexibilität finden.
Die Feinde Ihrer Kreativität: Risikoscheu und Angst vor Veränderungen
Vertreiben Sie Risikoscheu und die Angst vor Veränderungen! Menschen, die sich Ihres Kreativpotentials nicht bewusst sind und Herausforderungen deshalb nicht offensiv angehen können, klammern sich an das, was schon immer war, an das, was sie gewohnt sind. Sie empfinden jede Änderung als Bedrohung. Sie haben Angst vor neuen Entwicklungen. Früher oder später gehen dann die Entwicklungen über sie hinweg. Rücksichtslos. Risikoscheu und Veränderungsangst sind die Feinde der Kreativität, machen alt und gestrig.
Mancher ist sich selbst mit seiner Risikoscheu und seiner Angst vor Veränderungen das größte Hindernis bei der Entwicklung einer kreativen Lebenseinstellung. Aber auch uns nahe stehende Menschen, die risikoscheu und ängstlich sind, können uns nachhaltig daran hindern, unsere Zukunft zu gewinnen. Lassen Sie das nicht zu! Denn sonst bringen Sie sich um die Freuden, die Ideenreichtum beschert.
Ideen in die Wirklichkeit umsetzen
Zur Umsetzung von Ideen, die nicht ausschließlich mit uns selbst, mit der persönlichen Selbstverbesserung zu tun haben, müssen wir Kooperationen mit anderen Menschen eingehen. Dazu muss man die notwendige Überzeugungskraft und Autorität haben. Doch Autorität reicht oft nicht aus, Herr seiner Ideen zu bleiben. Es gibt zwar den Schutz des Urheberrechts, aber sein Recht muss man auch durchsetzen können.
Es gibt Schutzrechte wie den Patent- und Markenschutz. Doch es kostet Geld und Zeit, sich solchen Schutz zu sichern. Im Streitfall hat man zusätzlich Ärger. Ob man schließlich Recht bekommt, hängt davon ab, wie überzeugend die Beweismittel sind, die man vorlegen kann.
Letztlich braucht man Macht, im Geschäftsleben Marktmacht, wenn man Ideen umsetzen will. Immer tauchen Menschen auf – im privaten wie im beruflichen Leben –, die sich in ihren Interessen und in ihrem Wohlergehen durch Neuerungen bedroht fühlen und die daher alle Ideen, deren Vorteile sie nicht auf ihre Mühlen lenken können, torpedieren.
Unternehmer sind den Kampf im Wettstreit, Kunden mit Neuerungen zu gewinnen, gewöhnt. Das gehört zur Marktwirtschaft, ist ein Antrieb für den Fortschritt. Für das eigene Unternehmen bedrohliche Neuentwicklungen bekämpft man am besten mit überlegenen eigenen Ideen.
Damit ein solcher Wettkampf der Ideen – und nicht ein Wettkampf mit unlauteren oder gar kriminellen Mitteln – stattfindet, ist vom Staat durchgesetzte Rechtssicherheit so wichtig. Wo der Grundsatz von Treu und Glauben nur eingeschränkt gilt und wo Korruption nicht ausgeschaltet wird, verendet die allen dienliche Marktwirtschaft des Wettbewerbs um die jeweils bessere Lösung, findet unternehmerisches Handeln mehr und mehr wie in einem Haifischbecken statt.
Märkte zwingen zur Kreativität
Die Unternehmer einer freien Marktwirtschaft müssen kreative Menschen sein. Sonst können sie auf Dauer im Wettbewerb nicht bestehen. Gesellschaften, die ihre Unternehmer daran hindern, kreativ zu sein, gefährden das allgemeine Wohlergehen. Die Globalisierung des Wettbewerbs zwingt dazu, mit Hilfe von Forschung und Entwicklung weltweit vermarktungsfähige Produkte und Dienstleistungen unablässig hervorzubringen.
Allein können das Firmenchefs nicht leisten, sie müssen ihre Mitarbeiter mit ihrem Kreativpotential hinzunehmen. Deshalb haben innovativ ausgerichtete Firmen ein betriebliches Vorschlagswesen eingerichtet. Deshalb wird Arbeit in Gruppen organisiert, denen Freiraum zur Selbstorganisation und zur ständigen Verbesserung der Arbeitsabläufe gegeben wird.
Besprechungen haben das System von Befehl und Gehorsam vielfach abgelöst. Zur Lösung von Problemen finden Kreativsitzungen statt. Diese sind umso erfolgreicher, je professioneller die Teilnehmer miteinander kommunizieren. Neben der fachlichen Kompetenz ist deshalb die soziale Kompetenz zum Qualifikationsmerkmal geworden.
Sitzungen, in denen es dem Moderator mehr oder weniger überlassen bleibt, Ideen einzubringen, sind Zeitverschwendung. Wer glaubt, ihm falle schon etwas ein, sobald er mit den anderen zusammensitze, weil ihn das Zusammensitzen ja so ungemein anrege, gleicht einem Fußballer, der von sich glaubt, er sei ohne Training und ständige persönliche Verbesserung ein guter Spieler, sobald er nur mit den anderen Spielern auf dem Platz stehe.
Unerschöpflich: das Ideenpotential einer Gruppe kreativer Mitarbeiter
Die Methode “assoziieren und differenzieren” lässt sich in hervorragender Weise nicht nur für die persönliche Weiterentwicklung, sondern auch für die Gesprächsgruppenarbeit nutzen. Die Ergebnisse des Sammelns und Strukturierens, zu denen jeder Teilnehmer in Einzelarbeit gekommen ist, werden ausgetauscht und zusammengeführt. Als Arbeitshilfen haben sich dazu Pinnwände und Farbkarten bewährt. Die Arbeitsschritte sind ähnlich wie bei der Einzelarbeit:
- Stichworte zum Thema auf Karten schreiben und an die Pinnwand stecken.
- Fragen ebenfalls auf Karten schreiben und dazu stecken.
- Antworten sammeln und dazu stecken.
- Strukturieren durch Zusammenstecken der Karten, die zusammengehören.
- Ergänzen und präzisieren und strukturieren, bis alles zusammengetragen und systematisch dargestellt ist.
- Zusammenfassung auf Flipchart: eine Projektskizze oder ein Handlungsablauf oder ein Aktionsplan, ein Maßnahmenkatalog, eine ausformulierte Entscheidung, eine Problemlösung, eine Aufgabenstellung, ein Arbeitsprogramm oder Ähnliches.
Das Ideenpotential einer Gruppe ist unerschöpflich, wenn die Mitglieder ihr durch ständiges Training präsentes Kreativvermögen einbringen und die Gruppe die Spielregeln der Gesprächskommunikation beherrscht.