Übung 4: Der Satzbau — maßgebend für die Verständlichkeit
Die Verwendung treffender Ausdrücke ist eine Sache, um sich mit Sprache verständlich mitzuteilen, die Verknüpfung der passenden Worte zu Sätzen ist die andere. Beides erst macht Sprache zu einer Lebensäußerung, die mehr als das Bellen eines Hundes ist. Im Gespräch läßt sich ein Gedanke mit unvollständigem und fehlerhaftem Satzbau durch spontanes Nachbessern sowie durch Gestik und Mimik noch “rüberbringen”, schriftlich fixiert bringt mangelhafter, falscher oder komplizierter Satzbau den Gedanken, den man mitteilen möchte, nur unvollkommen, mißverständlich oder gar nicht rüber.
Deshalb muß man nicht nur seinen Wortschatz, sondern auch seinen Satzbau pflegen. Ein Übungsbeispiel:
“Kurz vor der Abfahrt des Zuges springt ein Mann ohne Hut zum Zeitungskiosk in der großen Bahnhofshalle, holt Kleingeld aus der Westentasche, und eine frierende Verkäuferin reicht ihm das Nachmittagsblatt. Mit der Zeitung in der Hand läuft er am Zug entlang. Unter dem Glasdach der Halle ballt sich der dichte Rauch der Lokomotive, und der Steinkohlengeruch ist ranzig und stickig. Der Zugführer steht stramm auf dem Bahnsteig, wirft einen letzten prüfenden Blick über des Ganze und steckt dann eine glänzende Pfeife in den Mund; der Mann mit der Zeitung schwingt sich auf das Trittbrett eines langen Personenwagens, der Zug beginnt zu brummen und zu leben, es rumpelt in den Kupplungen, der Zug gleitet dahin.” (Mikkjel Fönhus: Wölfe; München, 1935)
Erster Teil der Übung: Verkürzen Sie den Text auf die Hauptaussagen!
Zweiter Übungsteil: Markieren Sie alle Passagen im Text des Beispiels, die Sie in der Verkürzung weggelassen haben!
Meine Verkürzung:
Ein Mann springt zum Zeitungskiosk in der Bahnhofshalle. Er holt Kleingeld aus der Westentasche. Eine Verkäuferin reicht ihm das Nachmittagsblatt. Er läuft am Zug entlang. Unter dem Glasdach der Halle ballt sich der Rauch der Lokomotive. Der Steinkohlengeruch ist ranzig und stickig. Der Zugführer steht auf dem Bahnsteig, wirft einen letzten Blick über das Ganze und steckt dann eine Pfeife in den Mund. Der Mann mit der Zeitung schwingt sich auf das Trittbrett eines Personenwagens. Der Zug beginnt zu brummen und zu leben. Es rumpelt in den Kupplungen. Der Zug gleitet dahin.
Wenn Sie diese Übung mit beliebigen Texten wiederholt durchführen, haben Sie folgenden Gewinn:
- Sie erfassen beim Lesen immer schneller die Kernaussagen.
- Auch bei längeren Sätzen erkennen Sie die Struktur der Gedankenführung.
- Die Schwachstellen von Aussagen und Mitteilungen treten hervor.
- Sowohl anhand der guten wie der schlechten Textbeispiele, die Sie bearbeiten, bekommen Sie ein Gespür für eine klare Ausdrucksweise.
Machen Sie die Übung auch mit eigenen Texten!