Aktives Lesen
Die Weisheit der Menschheit schlägt sich in Schrift nieder. Wir müssen nicht alles am eigenen Leib erfahren, das Rad neu erfinden, die Fehler der Altvorderen von Generation zu Generation wiederholen, sondern wir können durch Lesen uns “klug machen”, Anregungen und Rat holen, Lehren ziehen und Vergleiche anstellen. Doch dazu muss man Texte aufbereiten und durcharbeiten. Wie man das macht, dazu gibt der folgende Text “Aktives Lesen” eine Anleitung.
Die geschriebenen oder gesprochenen Gedanken anderer aufzunehmen, verlangt Interesse und Konzentration. Um Nutzen ziehen zu können, muss man für das Thema aufgeschlossen sein und die Ausführungen verstehen können.
Aktives Zuhören in einer Gesprächsrunde drückt in Mimik und Gestik aus, dass man bei der Sache ist. Aber das gesprochene Wort ist flüchtig. Auch wenn man sich Stichworte notiert hat, ist oft das Bedürfnis da, das Manuskript eines Vortrags oder Statements nachträglich zu erhalten.
Beim Lesen hat man zwar nicht das rhetorische Erlebnis eines fesselnden Redners, aber es gibt die Chance, die geistige Substanz auszuschöpfen und sich mit ihr auseinanderzusetzen: Aktives Lesen.
Aktives Lesen vollzieht sich in drei Schritten:
- Die Substanz des Textes markieren.
- Eigene Einsichten und Erfahrungen hinzufügen.
- Den Nutzen für das persönliche Denken,
Reden und Handeln formulieren.
Die Worte oder Passagen, an denen sich die Substanz des Textes festmacht, kann man mehr oder weniger differenziert durch Markierungen kennzeichnen.
Weniger differenziert: Alle Worte/Textpassagen, die einem wichtig erscheinen, unterstreichen.
Differenziert: Man unterscheidet
- zwischen Sachaussagen und Meinungsäußerungen,
- zwischen Passagen, denen man aus eigener Einsicht und Erfahrung zustimmt, und solchen, die einem neu sind oder mit denen man nicht übereinstimmt,
- zwischen Passagen, die Fragen und Zweifel aufwerfen, und solchen, die einen auf Anhieb überzeugen,
- zwischen Passagen, die einen unmittelbar betreffen, und solchen, die einem fern liegen,
- zwischen Passagen, zu denen einem sofort Beispiele einfallen, und solchen, die man in seinem Erfahrungshorizont nicht einordnen kann.
Entsprechend differenziert müssen die Markierungen ausfallen:
- Unterstreichungen mit Farbstiften,
- Einrahmungen als Ellipsen und Rechtecke, Zahlencodes — wie auch immer, es muss eindeutig und konsequent sein.
- An den Rand werden alle Assoziationen geschrieben, die einem in den Sinn kommen: Erlebnisse, ergänzende Fakten, Beispiele, eigene Meinung, Hinweise, Fragen, weiterführende Stichworte, Namen, warum der markierte Text wichtig ist und und und.
Die Durchsicht der Markierungen und Randnotizen in einem weiteren Lesedurchgang steht auf dem Hintergrund der Frage: Was kann ich hier an Honig für meine Selbstentwicklung saugen?
Dieser Honig muss aufbereitet und verfügbar gemacht werden. Dazu dient ein Fragenkatalog:
- Mit welchen Gedanken möchte ich mich weiter beschäftigen?
- Welche Einsichten will ich künftig beherzigen?
- Welche Methoden der Selbstverbesserung will ich anwenden?
- Welche Verhaltensmaximen kann ich für mich ableiten?
- Wie baue ich meine Nutzanwendungen in meinen Tageslauf ein?
Die Tagesplanung ist das Mittel, um den Nutzen aktiv gelesener Texte in die tägliche Arbeit einfließen zu lassen. Ein Tagebuch ist das ideale Instrument, um seine Gedanken in Selbstkommunikation auszuarbeiten und zu präzisieren.
Nicht die Menge des Gelesenen, sondern die Intensität des Aktiven Lesens bringt den Nutzen!
Externer Link zum Thema:
RaLete – Rationelle Lesetechniken