Schuldfrage
Es entsteht viel Unfrieden zwischen den Menschen dadurch, dass wir nicht gelernt haben, mit unseren Schwächen und Fehlern umzugehen. Das ist in der Regel auf unsere Kinderzeit zurückzuführen, in der uns Eltern, Lehrer und Erzieher ständig mit der Nase darauf gestoßen haben, wenn uns ein Fehler unterlaufen ist. Und später haben wir es versäumt, als Erwachsene ein Selbstbewusstsein zu entwickeln, das Unvollkommenheit einerseits freimütig eingesteht und andererseits keine selbstherrliche Unfehlbarkeit für sich in Anspruch nimmt.
Herr, unser Gott!
(1) Wenn etwas schief läuft, wird schnell die Frage laut: Wer ist schuld? Statt der Ursache nachzugehen, um den Grund des Übels herauszufinden. Halte uns zurück, voreilig uns auf die Zuweisung von Schuld und Vorverurteilungen zu konzentrieren! Herr, unser Gott – Wir bitten dich, erhöre uns!
(2) Unsere Unzulänglichkeit bei der Lösung von Problemen ist vielfach darauf zurückzuführen, dass wir uns mit Schwierigkeiten erst dann befassen, wenn sie entstanden sind. Mahne uns, Risiken durch vorausschauendes Handeln einzuschränken! Herr, unser Gott – Wir bitten dich, erhöre uns!
(3) Wenn uns etwas misslingt, weil wir uns geirrt oder einen Fehler gemacht haben, sind wir versucht, das nicht offen zuzugeben, sondern uns herauszureden oder zu vertuschen. Gib uns das Selbstbewusstsein und die Kraft, unsere Unvollkommenheit einzugestehen! Herr, unser Gott – Wir bitten dich, erhöre uns!
(4) Es gehört zu den christlichen Tugenden, Mitmenschen zu verzeihen und sie wegen Fehlverhaltens nicht für immer zu brandmarken. Jeder muss die Chance haben, sich zu verbessern. Halte uns dazu an, nicht hartherzig Vergebung und Versöhnung zu verweigern! Herr, unser Gott – Wir bitten dich, erhöre uns!
Amen