SINNphOLL-Thema: Sexualität
Folge 2:
Dem Himmel nahe
Offen zur Gestaltung
Instinktunsicherheit
Franz Böckle (1921 – 1991), Professor, Dr., Katholischer Moraltheologe: „Gerade im sexuellen Bereich führt die Instinktunsicherheit wegen der elementaren Kraft der Sexualität zu einer nicht unerheblichen Gefährdung. Durch den ständigen Antriebsüberschuss wird die mit der Instinktunsicherheit verbundene Gefahr noch erhöht. Daher ist gerade der Bereich der Sexualität gestaltungsbedürftig und verlangt nach entsprechenden Normen, die den Menschen in seinem Antriebsüberschuss entlasten sollen. Tatsächlich werden auch in keiner uns bekannten Gesellschaft die geschlechtlichen Beziehungen einfach dem Belieben der Individuen überlassen. Die spezifisch menschliche Art der Sexualität besteht gerade in der Offenheit zur verantwortlichen Gestaltung und Sinngebung.”
Zitat aus dem Artikel „Sexualität und sittliche Norm“, erschienen in der Zeitschrift „Stimmen der Zeit“ des Herder-Verlags, Heft 10, Oktober 1967
Vermählung
Franz de Jong: „Katha drehte sich nach einer Weile Hirschberg zu, hob den Kopf und betrachtete ihn: Ihr Mann! Wie schon an der Copacabana strich sie ihm mit der Fingerkuppe ganz leicht über die Stirn. Nach und nach bezog sie die Nase, die Schläfen, Wangen, Lippen, Hals und Kinn mit ein. Sein Gesicht war völlig entspannt, strahlte Freude aus. Sie beugte sich über ihn, küsste ihn. Dann legte sie sich wieder zurück.
Nach einer Weile spürte sie, wie er sich ihr zuwandte. Mit dem Fingerrücken seiner rechten Hand streichelte er ihre Wangen. Danach ließ er, ähnlich wie sie vorhin, seine Fingerkuppen zart über ihr Gesicht gleiten, mit einer Feinfühligkeit, wie sie diese noch nicht erfahren hatte. Sie küsste seine Hand.
Er beugte sich über sie und bedeckte ihr Gesicht mit lauter zarten Küssen. Schließlich lehnte er sich langsam zurück, während sie sich ihm wieder zuwandte. Mit ihren Fingern und Handflächen glitt sie über seinen Leib, erschloss sie sich ihn betastend, bei Muttermalen und Warzen kurz verweilend.
Nach dieser Entdeckungsreise ihrer Hände bedeckte sie seinen Leib mit Küssen wie mit Perlenketten. Nach Jahren erwachte in ihm wieder der Mann. Das steigerte in ihr die zärtliche Zuneigung. Er spürte Kraft in sich aufsteigen. Sein Glied festigte sich. Ihre Lippen umfassten es, er fühlte ihre Zunge es umspielen, sanft fassten es ihre Zähne, seine Kraft prüfend. Danach zog sie sich wieder zurück.
Solchermaßen geweckt, ließ er nunmehr sie die Zärtlichkeit seiner Finger und Hände erneut fühlen. Er richtete sich auf, zog sie – und sie verstand sofort – mit dem Rücken zu sich heran. Sie setzte sich zwischen seine Beine, so dass er sie von hinten umarmen konnte; er nahm ihre Brüste liebkosend in seine Hände, holte ihre Spitzen hervor und betastete sie so lange, bis sie fest waren. Jeder Mensch, so kam es Hirschberg in den Sinn, jeder Mann genießt hier lutschend und saugend die ersten Momente seines Lebens nach der Geburt, fühlt sich angenommen und geborgen, stillt sein hungriges Verlangen. Welchen Fetischismus hatten die Pornografen aus diesem weiblichen Quell des Lebens gemacht!
Sie drehte sich. Er wurde wieder zum Säugling: lecken, lutschen, säugen. Sie spürte, wie sie feucht wurde. Langsam ließ sie sich auf den Rücken gleiten. Und gab zu erkennen, wo die Babys raus kommen. Sie fühlte seine Hand, wie sie über die Schamhaare glitt, wie die Fingerkuppen ganz zart die Ränder streichelten und mit der Klitoris spielten. Dann schob er sich behutsam auf sie. Er drang in sie ein. Sie küssten sich, ließen ihre Zungen miteinander tanzen.
Sie umfassten sich, sie gerieten immer mehr in Erregung, verschmolzen ineinander, wurden eins. Ihre Natur bestimmte den Rhythmus, der Puls pochte, sie jauchzte und sie verweilten gemeinsam auf ihrem gleichzeitigen Höhepunkt. Welch eine Wonne! Liebe und Schöpfungsakt. Ganz langsam ließen sie ihre Hochzeit ausklingen. Mit großer Zärtlichkeit gaben sie ihrer Liebe zueinander unentwegt Ausdruck.“
Auszug aus dem E‑Book „Am Vorabend des Vergessens“ auf der SINNphOLL-Website, www.sinnpholl.de
Individualität
Wikipedia, die freie Enzyklopädie: „Sexuelle Orientierung (auch Sexualorientierung oder Geschlechtspartner-Orientierung) erfasst die nachhaltigen Interessen einer Person bezüglich des Geschlechts eines potentiellen Partners auf der Basis von Reproduktionsinteresse, Emotion, romantischer Liebe, Sexualität und Zuneigung.
Gegenüber sexuellem Verhalten unterscheidet sie sich durch den Bezug auf Gefühle und Selbstkonzept. Darauf basierendes sexuelles Verhalten kann stattfinden, muss aber nicht. Zwischen zwei Extremen herrscht eine stufenlose Vielfalt. Die sexuelle Orientierung wird meist als einer von mehreren Teilen der sexuellen Identität angesehen und ist teilweise ein Ergebnis der sexuellen Prägung.“
Die Vorschriften des Alten Testaments
für das Sexualverhalten des Volkes Israel
Der HERR sagte zu Mose: Richte den Leuten von Israel aus, was ich ihnen zu sagen habe: Ich bin der HERR, euer Gott. Lebt nicht so, wie die Leute in Ägypten leben, woher ihr kommt, auch nicht so, wie sie in Kanaan leben, wohin ich euch bringe. Die Sitten dieser Völker gehen euch nichts an. Ihr sollt euch nach meinen Ordnungen richten und meinen Anweisungen gehorchen. Ich bin der HERR, euer Gott. Wer meine Gebote und Weisungen befolgt, bewahrt sein Leben. Ich bin der HERR!
- Kein Mann unter euch darf mit einer Blutsverwandten geschlechtlich verkehren.
- Du darfst nicht mit deiner Mutter schlafen und dadurch deinen Vater entehren; denn sie ist deine Mutter.
- Du darfst nicht mit einer anderen Frau deines Vaters schlafen; denn auch dadurch entehrst du deinen Vater.
- Du darfst nicht mit deiner Schwester oder Halbschwester schlafen, gleichgültig, ob sie die Tochter deines Vaters oder deiner Mutter ist und ob sie in der gleichen Ehe geboren ist oder nicht.
- Du darfst nicht mit deiner Enkeltochter schlafen; denn dadurch entehrst du dich selbst.
- Du darfst nicht mit einem Mädchen schlafen, das die Tochter deines Vaters und einer seiner Frauen ist; denn sie ist deine Schwester.
- Du darfst nicht mit einer Schwester deines Vaters schlafen; denn sie ist mit deinem Vater blutsverwandt.
- Du darfst nicht mit einer Schwester deiner Mutter schlafen; denn sie ist mit deiner Mutter blutsverwandt.
- Du darfst nicht mit der Frau deines Onkels, des Bruders deines Vaters, schlafen; denn sie ist deine Tante.
- Du darfst nicht mit deiner Schwiegertochter schlafen; denn sie ist die Frau deines Sohnes.
- Du darfst nicht mit deiner Schwägerin schlafen; denn dadurch entehrst du deinen Bruder.
- Wenn du mit einer Frau verkehrst, darfst du nicht gleichzeitig mit ihrer Tochter oder Enkeltochter schlafen. Sie sind mit ihr blutsverwandt, deshalb ist das so viel wie Blutschande.
- Du darfst nicht die Schwester deiner Frau zur Nebenfrau nehmen, solange deine Frau noch lebt.
- Du darfst nicht mit einer Frau schlafen, die ihre monatliche Blutung hat; denn in dieser Zeit ist sie unrein.
- Du darfst nicht mit der Frau eines anderen Mannes schlafen; denn dadurch wirst du unrein.
- Du darfst keines deiner Kinder als Opfer für den Götzen Moloch verbrennen; denn dadurch beleidigst du deinen Gott. Ich bin der HERR!
- Kein Mann darf mit einem anderen Mann geschlechtlich verkehren; denn das verabscheue ich.
- Kein Mann und keine Frau dürfen mit einem Tier geschlechtlich verkehren. Das ist widerwärtig und macht unrein.
Verunreinigt euch nicht durch alle diese Verirrungen, wie es die Völker getan haben, die ich vor euch vertreibe. Sie haben das Land unrein gemacht; aber ich sorge dafür, dass es seine Bewohner ausspuckt und so wieder rein wird. Ihr aber sollt euch nach meinen Geboten und Weisungen richten und genauso die Fremden, die bei euch leben.
Wer irgendeine von diesen Abscheulichkeiten tut, hat sein Leben verwirkt und muss aus seinem Volk ausgestoßen werden. Gehorcht meinen Anweisungen und richtet euch nicht nach den abscheulichen Sitten der Völker, die vor euch das Land bewohnten. Verunreinigt euch nicht durch ein solches Verhalten. Ich bin der HERR, euer Gott!
Keine fremden Götter, kein Verkehr mit fremden Frauen
Als das Volk bei Schittim lagerte, begannen die Männer, sich mit moabitischen Frauen einzulassen. Die Moabiterinnen luden die Männer Israels auch zu den Opferfesten ein, die sie zu Ehren ihres Gottes feierten. Die Männer aßen von dem Opferfleisch und warfen sich anbetend vor dem Moabitergott zu Boden. So ließ sich Israel in das Joch des Baal vom Berg Pegor einspannen. Da wurde der HERR zornig und befahl Mose: Nimm alle Anführer des Volkes fest und lass sie sofort, noch am hellen Tag, vor meinen Augen hinrichten, damit ich in meinem glühenden Zorn nicht das ganze Volk vernichten muss! Mose befahl den Schiedsmännern des Volkes: Tötet von den Leuten, für die ihr zuständig seid, alle, die sich mit dem Baal eingelassen haben!
Mose und die ganze Gemeinde Israel hatten sich klagend und trauernd vor dem Heiligen Zelt niedergeworfen. Da brachte ein Israelit vor aller Augen eine midianitische Frau in das Zelt seiner Familie. Als der Priester Pinhas, der Sohn Eleasars und Enkel Aarons, das sah, stand er auf und verließ die Versammlung. Er nahm einen Speer, folgte den beiden in den innersten Raum des Zeltes und durchbohrte sie. Sofort hörte die Seuche, die unter dem Volk wütete, auf. Es waren schon 24000 Menschen daran gestorben.
Der HERR sagte zu Mose: Pinhas, der Priester, der Sohn von Eleasar und Enkel von Aaron, hat die Strafe vom Volk abgewendet. Er hat denselben Zorn empfunden wie ich und aus diesem Zorn heraus hat er gehandelt. Sonst hätte ich meinem Zorn den Lauf gelassen und noch alle Israeliten umgebracht. Sag ihm, dass ich ihm dafür ein besonderes Vorrecht gewähre: Ich schließe mit ihm einen Bund, der ihm Frieden zusichert. Ich verspreche ihm, dass seine Nachkommen für alle Zeiten meine Priester sein sollen. Das ist der Lohn dafür, dass er sich so rückhaltlos für seinen Gott eingesetzt und das Verhältnis zwischen mir und dem Volk wieder ins Reine gebracht hat.
Der Israelit, der zusammen mit der Midianiterin getötet wurde, war Simri, der Sohn Salus, ein Sippenältester des Stammes Simeon. Die Frau hieß Kosbi; ihr Vater Zur war der Anführer einer midianitischen Stammesgruppe.
Der HERR befahl Mose: Greift die Midianiter an und bestraft sie! Denn sie haben angefangen und euch heimtückisch angegriffen: Sie haben euch dazu verführt, den Baal vom Berg Pegor zu verehren, und sie haben euch ins Unheil gestürzt durch Kosbi, die Tochter eines ihrer Oberhäupter, die an dem Tag getötet wurde, als die Seuche unter euch wütete.
Verstöße gegen die Paarungsvorgaben
Gottes und ihre Bestrafung
Wenn ein Mann dabei ertappt wird, dass er mit der Frau eines anderen schläft, müssen alle beide sterben. Ihr müsst das Böse aus Israel entfernen. Wenn ein Mann irgendwo in der Stadt mit einem unberührten Mädchen schläft, das einem anderen Mann zur Ehe versprochen ist, müsst ihr die beiden vor das Tor der Stadt führen und dort durch Steinigung hinrichten. Das Mädchen muss sterben, weil es mitten in der Stadt nicht um Hilfe gerufen hat, und der Mann, weil er mit einem Mädchen geschlafen hat, das rechtlich schon die Frau eines anderen war. Ihr müsst das Böse aus eurer Mitte entfernen.
Wenn aber der Mann das verlobte Mädchen draußen auf dem Feld trifft und vergewaltigt, muss nur er sterben. Dem Mädchen kann kein todeswürdiges Verbrechen zur Last gelegt werden. Der Fall liegt genauso, wie wenn ein Mann über einen anderen herfällt und ihn totschlägt. Vielleicht hat das Mädchen draußen auf dem Feld um Hilfe geschrien, aber niemand war da, der es schützen konnte.
Wenn ein Mann dabei ertappt wird, dass er ein unberührtes Mädchen vergewaltigt, muss er dem Vater des Mädchens 50 Silberstücke geben. Er muss das Mädchen zur Frau nehmen, weil er es entjungfert hat; er darf es zeitlebens nie mehr wegschicken.
Gesetzt den Fall, ein Mann heiratet und findet dann etwas an der Frau, das ihm zuwider ist, stellt ihr eine Scheidungsurkunde aus und schickt sie weg. Wenn nun ein zweiter Mann die Frau heiratet und sie ebenfalls mit einer Scheidungsurkunde wegschickt oder auch stirbt, darf ihr erster Mann sie nicht wieder zur Frau nehmen; sie ist für ihn unberührbar geworden. Sonst tut er etwas, was der HERR verabscheut. Ihr dürft das Land, das der HERR, euer Gott, euch geben wird, nicht durch solch ein Vergehen entweihen.
Wenn zwei Brüder auf demselben Grundbesitz wohnen und einer von ihnen stirbt, ohne einen Sohn zu hinterlassen, dann soll seine Witwe keinen Mann außerhalb der Familie heiraten. Der Bruder des Verstorbenen hat die Pflicht, sie zur Frau zu nehmen.
Der erste Sohn, den sie dann zur Welt bringt, gilt als Nachkomme des verstorbenen Bruders, damit dessen Name in Israel erhalten bleibt. Will der Mann jedoch seine Schwägerin nicht heiraten, so soll sie zum Versammlungsplatz am Stadttor gehen und zu den Ältesten sagen: Mein Schwager lehnt es ab, mich zur Frau zu nehmen und den Namen seines verstorbenen Bruders in Israel zu erhalten.
Dann sollen die Ältesten ihn rufen lassen und ihn zur Rede stellen. Wenn er auf seiner Weigerung beharrt, soll seine Schwägerin in Gegenwart der Ältesten zu ihm hingehen, ihm einen Schuh ausziehen, ihm ins Gesicht spucken und sagen: So verfährt man mit jedem, der sich weigert, die Familie seines Bruders zu erhalten!
Wenn zwei Männer in Streit geraten sind und die Frau des einen kommt ihrem bedrängten Mann zu Hilfe und packt den andern bei den Hoden, dann dürft ihr kein Mitleid mit ihr haben; ihr müsst ihr die Hand abhacken.
Auszüge aus dem dritten Buch Mose, Levitikus, Kapitel 18; aus dem vierten Buch Mose, Numeri, Kapitel 25; aus dem fünften Buch Mose, Deuteronomium, Kapitel 22, ab Vers 22; gemeinsame Übersetzung evangelischer und katholischer Bibelfachleute, von der Deutschen Bibelgesellschaft 1982 unter dem Titel „Gute Nachricht Bibel“ veröffentlicht
König Davids Ehebruch
“Im folgenden Frühjahr, um die Zeit, wenn die Könige in den Krieg ziehen, schickte David Joab mit seinen Kriegsleuten und dazu das ganze Heer Israels von Neuem in den Kampf. Sie setzten den Ammonitern schwer zu und belagerten ihre Hauptstadt Rabba. David selbst blieb in Jerusalem.
An einem Spätnachmittag erhob sich David von der Mittagsruhe und ging auf dem flachen Dach des Königspalastes auf und ab. Da sah er im Hof des Nachbarhauses eine Frau, die gerade badete. Sie war sehr schön. David ließ einen Diener kommen und erkundigte sich, wer sie sei. Man sagte ihm: Das ist doch Batseba, die Tochter Ammiëls und Frau des Hetiters Urija.
David schickte Boten hin und ließ sie holen. Sie kam zu ihm und er schlief mit ihr. Sie hatte gerade die Reinigung nach ihrer monatlichen Blutung vorgenommen. Danach kehrte sie wieder in ihr Haus zurück. Die Frau wurde schwanger und ließ David ausrichten: Ich bin schwanger geworden!
Da sandte er einen Boten zu Joab mit dem Befehl: Schick mir den Hetiter Urija her! Und Joab schickte ihn zu David. Als Urija kam, erkundigte sich David, ob es Joab gut gehe und den Kriegsleuten gut gehe und ob die Kampfhandlungen erfolgreich verliefen. Dann sagte er zu ihm: Geh jetzt nach Hause und ruh dich aus! Als Urija den Palast verließ, wurde ein königliches Ehrengeschenk hinter ihm hergetragen.
Doch Urija ging nicht in sein Haus, sondern übernachtete mit den anderen Dienern seines Herrn am Tor des Königspalastes. Als David gemeldet wurde: Urija ist nicht nach Hause gegangen, fragte er ihn: Warum gehst du nicht nach Hause? Du hast doch einen langen Weg hinter dir?
Urija antwortete: Die Männer Israels und Judas stehen im Feld und auch die Bundeslade hat nur ein Zeltdach über sich; mein Befehlshaber Joab und seine Offiziere lagern auf dem bloßen Boden. Und da soll ich nach Hause gehen, essen und trinken und mit meiner Frau schlafen? So gewiss du lebst: Das werde ich nicht tun!
David sagte: Bleib noch einen Tag hier; morgen lasse ich dich gehen! Urija blieb den Tag in Jerusalem. Am nächsten Tag lud David ihn an seine Tafel. Er machte ihn betrunken, aber wieder ging Urija am Abend nicht nach Hause, sondern legte sich bei den anderen Dienern seines Herrn schlafen.
Am nächsten Morgen schrieb David einen Brief an Joab und ließ ihn durch Urija überbringen. Darin stand: Stellt Urija in die vorderste Linie, wo der Kampf am härtesten ist! Dann zieht euch plötzlich von ihm zurück, sodass er erschlagen wird und den Tod findet.
Joab wusste, wo die Gegner ihre tapfersten Kämpfer hatten. Als nun die Israeliten die Stadt weiter belagerten, stellte er Urija genau an diese Stelle. Einmal machten dort die Belagerten einen Ausfall und lieferten Joab ein Gefecht, bei dem einige von Davids Leuten fielen. Auch Urija fand dabei den Tod.
Joab meldete David den Verlauf des Gefechts. Er schärfte dem Boten ein: Wenn du den ganzen Hergang berichtet hast, wird der König vielleicht zornig und fragt dich: Warum seid ihr beim Kampf so nahe an die Stadt herangegangen? Ihr wisst doch, dass von der Mauer heruntergeschossen wird! Dann sollst du sagen: Auch dein Diener Urija, der Hetiter, ist ums Leben gekommen.
Der Bote ging zu David und meldete ihm alles, was Joab ihm aufgetragen hatte. Er berichtete: Die Feinde waren stärker als wir, sie machten einen Ausfall und griffen uns auf offenem Feld an. Doch wir drängten sie bis dicht an das Stadttor zurück. Da schossen die Bogenschützen von der Mauer auf uns herunter. Einige von deinen Leuten fielen, auch dein Diener Urija, der Hetiter, fand dabei den Tod.
David befahl dem Boten: Sag Joab von mir: Nimm die Sache nicht so schwer! Das Schwert holt sich bald diesen, bald jenen. Nur Mut! Kämpfe noch entschiedener gegen die Stadt, bis sie zerstört ist! So sollst du ihm Mut machen.
Als die Frau Urijas hörte, dass ihr Mann gefallen war, hielt sie für ihn die Totenklage. Nach Ablauf der Trauerzeit holte David sie zu sich in seinen Palast und heiratete sie. Sie gebar ihm einen Sohn. Doch dem HERRN missfiel, was David getan hatte.”
Auszug aus dem zweiten Buch Samuel des Alten Testaments, Kapitel 11; gemeinsame Übersetzung evangelischer und katholischer Bibelfachleute, von der Deutschen Bibelgesellschaft 1982 unter dem Titel „Gute Nachricht Bibel“ veröffentlicht